Gedanken zum Evangelium, Joh 20,1-18

Es ist schon verrückt! Gerade noch lag uns die Welt zu Füssen und von einem Tag auf den andern schrumpft sie auf gefühlte wenige Quadratmeter Lebensraum. Für die einen ändert sich alles, für andere ändert sich gar nicht so viel. Für die einen steht das Hamsterrad der Zeitnot auf einen Schlag still, für andere geht es jetzt erst richtig los: in Krankenhäusern, im Militär, den Verkaufsläden, für Alleinerziehende, die zugleich auch arbeiten.

Was die Jüngerinnen und Jünger Jesu damals von Palmsonntag bis zu Ostern erlebt haben, erleben wir in ähnlicher Weise heute erneut und durchlaufen derzeit wohl die gesamte Gefühlspalette von «himmelhochjauchzend» bis «zu Tode betrübt». Was sich damals in den Tagen um Ostern abgespielt hat, erleben wir heute in anderer Form. Es ist eine Verdichtung all dessen, was das Leben ausmacht: Freude und Hoffnung, Trauer und Angst, Tod und Leben. Die einen sehen und durchleben gerade einen langen, persönlichen Karfreitag, andere erkennen in der aktuellen Situation bereits den anbrechenden Ostermorgen, die Chancen.

Das Evangelium zum Ostersonntag setzt zeitlich in der frühen Morgendämmerung an. «Als es noch dunkel war» (übrigens: Genau wie der Schöpfungsbericht in der Bibel! «Die Erde war wüst und leer und Finsternis lag über ihr». Was dann folgte, wissen wir – Gott erschafft eine ganze neue Welt von der er sagen wird: «Und es war SEHR gut!»). Maria von Magdala macht sich – nicht auch nur ansatzweise ahnend, was auf sie zukommen würde - auf den Weg zum Grab Jesu. Sie weiss weder, was sie dort beim Grab erwartet, noch wo man ihren Jesus hingebracht hat, als sie in die Leere des Grabes blickt, und ebenso wenig, wie alles weitergehen sollte ohne ihn. Aber sie bricht auf. Und plötzlich bricht auch etwas IN ihr auf, als sie ihren Herrn erkennt und sieht und begreift, dass ER da ist und sie nie verlassen hat. Und sie geht weiter, geht zu den Brüdern Jesu, erzählt, was sie erlebt hat und auch sie gehen und verbreiten die Botschaft weiter. Alles ist im Aufbruch, Zeichen der Hoffnung. Und nicht nur sie alle machen sich auf, «gehen» los, auch ES geht weiter - bis zum heutigen Tag.

Und so wünsche ich uns allen eben diese Erfahrung, dass es im Guten weitergehen wird, was auch immer gerade auf uns zukommen mag, denn als Christen dürfen und müssen wir immer wieder in der Gewissheit leben, dass für jeden einzelnen von uns auch wieder ein neuer Ostermorgen anbrechen, neues Leben möglich und wirklich wird!