Liebe Menschen und Christen aus unserer Pfarrei und anderswoher!

Es ist schon verrückt, seit einigen Wochen beschäftigt und beherrscht beinah nur noch ein Thema die Medien und die Köpfe der Menschen in der ganzen Welt. Ohne dass die Sache, um die es geht, benannt wird, wisst Ihr alle, worum es geht… Auch das ist irgendwie verrückt… Dass Menschen sich ohne Worte verstehen, kennen wir aus nahen Beziehungen. In diesem Kontext verbinden wir diese Art des Verstehens mit guten Gefühlen. In unserem Fall ist das gerade ein wenig anders. Für viele ist das omnipotente Thema mit Angst, Unsicherheit und Sorge um die Zukunft verbunden. Die wirtschaftliche oder die gesellschaftliche oder beides. Manche machen sich Sorgen um ihre Gesundheit oder die eines ihnen nahestehenden Menschen oder unser Gesundheitssystem. Es gibt auch jene, die rücken eine Art pädagogischen Aspekt in den Vordergrund: Hoffentlich lernt die Menschheit etwas aus diesem ganzen Schlamassel, denn es konnte ja nicht ewig so weitergehen wie bisher… Religiöse Menschen ringen möglicherweise mit der Frage, wo Gott in dem Ganzen bleibt und ob er uns Menschen vergessen habe. Und dann gibt es auch Menschen, die viel mehr noch auf die Chance, welche in der momentanen Lage verborgen liegt, hinweisen: Die Stille in den Strassen, der Stillstand des Hamsterrades, in dem sich viele Menschen tagtäglich abkämpfen, die abrupte Stilllegung und Unterbrechung alltäglicher Abläufe und Gewohnheiten kann eine Chance sein, innezuhalten, nachzudenken, umzudenken, sein Leben zu ändern. Und einige Menschen sind hin- und hergerissen zwischen den Fragen: «Ist das alles nur ein völlig übertriebener, neuer Superhype?» und: «Ist die Sache wirklich so schlimm, wie in Politik, Medien und von Medizinern berichtet wird?».

Ja, das Thema beschäftigt – es beschäftigt auch mich. Dass es das tut ist vermutlich auch richtig und wichtig. Etwas anderes ist aber auch wichtig: Bei allen Meldungen über die steigende und hoffentlich sehr bald wieder sinkende Anzahl Infizierter, Erkrankter und Verstorbener ist eins wichtig, dass nämlich unser Herz und unsere Seele, das, was uns im innersten ausmacht, nicht mitinfiziert und krank wird! Und dass der Glaube an unsere Gesellschaft, dass wir diese Situation meistern können, wen wir alle zusammenhalten, das Vertrauen in Gott, der da ist, und die Hoffnung auf eine gute Zukunft nicht mitsterben!

Und dann kommt mir schreibend noch ein Gedanke: Ja, dieses Virus ist da, es ist nicht sichtbar, aber es ist da. Das kann man glauben oder nicht. An der Wirkung gibt es sich zu erkennen. Spätestens hier stellt sich die Frage nach glauben oder nicht glauben nicht mehr. Spätestens an diesem Punkt lässt sich nicht leugnen, dass da etwas grassiert. Hier zeigt sich: es ist wahr.

Es ist aber genau gleich mit Gott! Auch Er ist da! Nicht sichtbar, aber er ist da! Auch das kann man glauben oder nicht. Und auch hier gilt: an der Wirkung gibt Er sich zu erkennen. Das kann heissen zu sehen, wie sich Menschen plötzlich (oder schon immer) für andere Menschen einsetzen – manchmal mit einer Haltung unendlicher Selbstlosigkeit!. Das kann heissen, in allem Leid nicht zuzulassen, dass einem selbst oder einem anderen Menschen die Freude am Leben nicht abhandenkommt. Das kann heissen, dass Menschen plötzlich sehr kreativ werden und neue Wege und Möglichkeiten finden, um gut leben zu können. Und das kann heissen, die Hoffnung auf den Gott nicht preiszugeben, der uns versprochen hat, dass er da ist und uns nicht verlässt! Nein, er nimmt uns leidvolle Erfahrungen nicht ab, denn so, wie dunkle Tage, Krisen, Krankheit und Tod zum Leben dazugehören, gehört das Leid zum Leben. Wir können es nicht umgehen. Er selbst ist es auch nicht umgangen, sondern hat es durchlebt in Jesus Christus- mit Haut und Haar. Wir können es nicht umgehen, aber wir können Wege finden, damit umzugehen – das lässt Er zu, das mutet Er uns zu, aber das TRAUT ER UNS AUCH ZU! Er macht es uns nicht leicht, aber MIT IHM wird es vielleicht leichter. Und er nimmt uns das Schwere nicht ab. Aber er geht mit uns hindurch! Dass es uns allen gelingt, zusammen aus der Kraft dieses Vertrauens die Herausforderungen zu bewältigen, in die wir gestellt sind, wünsche ich uns sehr und dafür bete ich! TT